Warum eine Knieverletzung viele Gemeinsamkeiten mit Stillproblemen hat.
Die ersten Minuten des Handballspiels laufen. Ich bekomme den Ball, bin frei durch und springe ab. Beim Lande kommt der Schmerz im Knie und das Wissen, irgendwas ist nicht in Ordnung. Dieser kleine Moment, die eine Sekunde, eine Aktion die ich schon tausende Male gemacht habe und trotzdem ein ganzes halbes Jahr entscheidet.
Gemischte Gefühle: Trauer, Wut, Angst, Zuversicht, Freude auf eine Veränderung, dann doch wieder Zweifel und Ungeduld. Der Gedanke, sich das alles ganz anders vorgestellt zu haben, die eigenen Wünsche nicht erfüllen zu können oder rausschieben zu müssen und nicht verstehen zu können, warum ausgerechnet meine Knie nicht stabil sind und immer wieder Probleme machen. Bei so vielen anderen HandballerInnen klappt es doch auch.
Kommen dir diese Gedanken bekannt vor? Solche Gefühle und Überlegungen lassen sich auf so viele Bereiche unseres Lebens übertragen. Phasen, in denen es einfach nicht gut läuft und wir ins Straucheln kommen. In meinen Stillberatungen habe ich schon viele Familien in genau solchen Momenten getroffen. Das Baby ist geboren, doch irgendwie läuft alles ganz anders als wir uns das vorgestellt haben. Die Geburt verlief nicht wie gewünscht, vielleicht musste statt in einem Geburtshaus oder zu Hause doch in einer Geburtsklinik entbunden werden. Möglicherweise kam es doch zu einem Kaiserschnitt statt einer spontanen Geburt. Vielleicht konnte aber auch dein Partner nicht dabei sein? Oder aber, du hast dich so viel mit dem Stillen in der Schwangerschaft beschäftigt und trotzdem will es einfach nicht klappen. Im Wochenbett oder auf Social Media sehen wir all die anderen Frauen, die keine Probleme haben. Alles wirkt harmonisch und zeigt uns unsere Wünsche, die wir uns nicht erfüllen können. Natürlich macht uns das wütend, traurig oder auch Angst. Eventuell sind wir auch neidisch. Wichtig ist: Alle diese Gefühle dürfen da sein. Du musst dich nicht verstecken oder die Empfindungen beiseiteschieben. Nur durch das Ausleben können wir uns von unseren Vorstellungen verabschieden - sie loslassen und das Positive mitnehmen.
Ich möchte dir an dieser Stelle 5 Tipps geben, um loszulassen und deinen Fokus wieder auf die schönen Dinge zu richten.
1. Lass deinen Gefühlen freien Lauf.
Suche dir eine Methode, mit der du dich wohl fühlst und lass alles raus. Mir hilft es meine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben, aber du kannst dir auch selbst eine Memo sprechen, ein Bild malen, mit einer guten Freundin oder einem Familienmitglied sprechen oder Musik machen. Finde deinen Weg, deine Gefühle zum Ausdruck zu bringen.
2. Frage dich: Welche Chancen ergeben sich für dich aus der veränderten Situation?
Ich habe nun die Zeit für die Fortbildung zur ganzheitlichen Frauengesundheit und lerne vermehrt Spanisch. Bestimmt ergeben sich auch für dich andere Optionen oder Möglichkeiten. Vielleicht kannst du durch das Zufüttern auch mal an deinen Partner abgeben (es sollten immer alternative Fütterungsmethoden bevorzugt werden) und dir so einen kurzen Moment nur für dich allein gönnen: Einen Mittagsschlaf oder ein entspannendes Bad? Oder du pumpst die Milch ab und hast in der Zeit endlich die Gelegenheit die Serie zu schauen, auf die du schon so lange Lust hast. Womöglich hast du dir nicht vorstellen können, wie viel Zeit du abends beim Clusterfeeding brauchst und bist davon gestresst. Mach es dir gemütlich, höre dir dabei ein Hörbuch an. Versinke in die Welt der Romane und genieße die Nähe zu deinem Kind. Oder bilde dich evtl. sogar mit einem Fachbuch weiter. Du merkst: Es muss gar nichts Großes sein. Doch auch die kleinsten Veränderungen, wie ein veränderter Blickwinkel können uns viel Balance und Ausgewogenheit bringen.
3. Teile deine Situation mit anderen, denen es genauso geht wie dir.
Mir hilft es mich mit einer Mitspielerin aus meiner Mannschaft auszutauschen, die ebenfalls am Knie operiert wird. Sie kann gut nachempfinden welche Sorgen und Ängste ich habe. Wir bauen uns gegenseitig auf und schenken uns Kraft. Schau dich doch mal in deiner Gegend nach Müttertreffen um. Oder durchforste Instagram. Es gibt so viele Frauen, die ihre Geschichten teilen. Wichtig ist: Du bist nicht allein.
4.Fokussiere dich auf die positiven Dinge.
Ich genieße es aktuell morgens noch ein wenig länger liegen zu bleiben als mein Mann. Ich nutze die Zeit um gesund und ausgewogen zu essen, was mir viel Freude bereitet. Silvester haben wir dieses Jahr einfach ganz ruhig verbracht und fast drei komplette Tage durchgängig Spiele mit Freunden gespielt. Ich genieße die vielen Kuscheleinheiten mit meiner Katze, weil ich so viel zuhause bin. Ich erfreue mich an jedem kleinen Fortschritt den ich im Heilungsprozess mache, auch wenn es nur ein paar Grad mehr Beugung des Knies sind. Was ich damit sagen will: Nimm dir die Zeit, die schönen Dinge in deinem Leben bewusst zu genießen. Ich bin mir sicher, es gibt trotz allem positive Momente. Manchmal fällt es uns nur schwer, diese wahrzunehmen. Eine kleine Hilfe kann dabei sein, sich jeden Abend aufzuschreiben, was an deinem Tag besonders großartig war oder du so richtig genießen konntest.
5. Mache Pläne für die Zukunft
Mein Mann und ich planen ein halbes Jahr von Nord- nach Südamerika zu reisen. Auch dafür lerne ich aktuell Spanisch. Neue Ziele und Aufgaben können uns helfen andere Dinge loszulassen. Nur so können wir Platz für Neues machen. Vielleicht ist es bei dir das Babyschwimmen, bei dem ihr tolle Momente erleben dürft. Oder du planst einen Familienausflug, den nächsten Urlaub oder du schreibst ein Buch und teilst mit anderen Frauen deine Erfahrungen. Alles ist möglich. Sei kreativ und mache die Sachen, die dir Freude bereiten.
Wir können unser Leben nicht immer in allen Bereichen steuern. Wir können aber entscheiden, wie wir mit den Situationen umgehen. Auf das Stillen bezogen möchte ich an folgender Stelle noch sagen: Stillen wird zwar ganz klar empfohlen, aber nicht für jede Familie ist Stillen der richtige Weg. Trotzdem bist du eine gute Mutter. Ich hoffe du kannst aus diesem Beitrag ein wenig Kraft mitnehmen und vielleicht hilft dir der ein oder andere Gedankenansatz wieder, in deine positive Energie zu kommen.
Ich freue mich, wenn du deine Gedanken mit uns teilen möchtest und ein Kommentar oder auch ein Like hier lässt.
Solltest du noch auf der Suche nach einer Stillberatung sein, können wir gerne einen Termin für ein Zoom Meeting vereinbaren. Schreibe mir einfach eine Mail (info@stillberatungstuebner.de) oder fülle mein Kontaktformular aus. Ich berate dich gern und leite dich bei intensiverem Bedarf gern an entsprechende Ansprechpartner weiter.
